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Grafiken
Mischtechnik auf Molino, 1986
Exemplarische Auswahl
120 x 80 cm
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Sprache ist überall. Erst in der Überformung durch die Kunst, das heißt auch in der Beschränkung der Mittel, erkennen wir die Gestalten der Sprache, ihre Formen, ihren Sinn. Denn Sinnentleerung in Sätzen charakterisiert unser alltägliches Sprachverhalten. Doris Jauk-Hinz formuliert in poetischen Zyklen auf Textil (Mollino) und Transparentpapier ihre Abwehr sinnloser Sprache: «Keine Lust auf Worte», sagt sie spontan, indem sie mit quasi sensomotorischer Gestik in die «Stofflichkeit» ihrer Mal- und Zeichengründe eindringt. Für sie ist die Kunst, das Zeichen-Setzen ein Akt der körperlichen Transkription von Erfahrungen, eine Form der Kommunikation. Ihre «Sprachübungen» sind Ventil, Form des «Ausgangs». «Meist hält man gerne im Kopf etwas zurück und lässt es dort bleiben», meint sie. In schubweisen Arbeitsrhythmen - nicht kontinuierlich, ihre Zyklen entstehen meist parallel - fließen bestimmte Erfahrungen vom Kopf in den Bauch. Ihre Bilderzählungen sind ohne Anfang und Ende, haben aber oft ein Zentrum, von dem aus sich räumliches Bezeichnen ausbreitet. Ein archaisch anmutendes Zeichen-Vokabular - räumlich geschichtet oder plan in den Bildraum komponiert - ist zur Essenz einer bestimmten Haltung, eines bestimmten Zustandes verdichtet. Lyrisch klingende Farbigkeit vermittelt transzendente Sinnlichkeit. In den transzendenten Papierarbeiten steigern manchmal Blattschichten das textile Erscheinungsbild. Doris Jauk-Hinz spricht eine umweltbetonte Metasprache, ihre malerischen und grafischen Kürzel zeichnen elementare Spuren. Die Reduktion ihrer Mittel erzeugt Erinnerungen an mythische Begebenheiten, deren «Sinn» außerhalb eingeübter Sprachbilder liegt. Und doch gibt es Brücken zwischen Geist und Natur - stofflich-sinnlich artikuliert: Manche Zentren sind Nester, in einem hockt ein linearer roter Vogel, eine weiß gehöhte Keilform über dem Horizont zerfällt in scheibenartige Stücke. Aber die Gegenständlichkeit ist eine willk¨rliche, sie liegt mehr beim Betrachter, der erst lernen, sich einlesen muß. Doris Jauk-Hinz schöpft aus dem «Zeitgeist» die Freiheit einer ungebundenen Sprache. Farben und Formen leben aus der Spannung ihrer materiellen Eigenschaften, sie «implodieren» im Bildgrund und entladen emotionale Sprachverhalten - optischen Musikauflösungen gleich. Und der Zauber ihrer Arbeiten erschließt sich im Zeichen als Ausdruck der prozeßhaften Verwandlung des Zeichnens zum Bezeichnen. Horst Gerhard Haberl Vorsichtig, abwägend, sich behutsam nähernd, setzt sie sich mit den Formen auseinander, die sie aus der Umwelt entnimmt. Aber es sind Formen und nicht Dinge, die auf der Leinwand ihr Spiel treiben. Sie lässt sie sich entwickeln, Gestalt annehmen, aber doch nicht aus einer Verhüllung entkommen. Sie bringt sie in Beziehung, lässt sie aufeinandertreffen, aber nicht sich vermischen. Wir ahnen das Ereignis und seine Dramatik, aber wir sehen es wie durch ein milchiges Glas, einen Schleier, durch den atmosphärischen Dunst der Distanz. Es sind eigene Farbakkorde, naturhafte und doch persönliche Formen, die hier im Sinne einer Poesie eingesetzt werden, die aber nicht greifbar wird in bekannten Schemata, die die Künstlerin bloß;legt, sondern uns in der Faszination des Unbestimmbaren lässt. Wilfried Skreiner |
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