HOME PROJECTS
< AT I EN >
Kontakt

Auswahl von Zitaten zum Walzer von 1734 - 1830 (in chronologischer Reihenfolge):

Zur jetzigen Music will ich nur die kleine und fast verächtlichste anziehen, als nemblich: die Leyr, den Dudl-Sack, das Hacke-Brettl, das hölzerne Gelächter u.a. deren Thon, sobald er nur dem gemeinen Mann, sonderbar denen Bauern in der Taffern, ein wenig in die Ohren kommet, augenblicklich die Füß kitzelt zum Tantzen, sonderbar aber die mannigsüchtigen Jungfrauen zum Tanz-Platz heraus locket, die dann fröhlich und lustig seyn, stimmen auch kein anders Liedlein ein, als „g’heurath, g’heurath, g’heurath, g’heurath muß seyn“.
Johann Valentin Neiner (Prediger und Satiriker), Sammlung satirischer Schriften, 1734

Wenn das Blut in Wallung kommt, so ist die Vernunft nicht mehr Meister der Sinnlichkeit; verschiedene Arten von Temperamentsfehlern werden dann offenbar. Man sei also auf der Hut! Der Tanz versetzt uns in eine Art Rausch, in welchem die Gemüter die Verstellung vergessen.
Adolph Freiherr von Knigge (Schriftsteller), Über den Umgang mit Menschen, 1788

giebt es wohl einen scheußlichren unvortheilhaftren Anblik, als den eines vom Tanz erhizten, von Sinnlichkeit glühenden weiblichen Gesichts? Die Augen ragen aus ihm hervor, sie bekommen violette Ringe, oder glänzen grell und fürchterlich, ein Schweißtropfen jagt den anderen über die verzerrten in Unordnung gebrachten Gesichtszüge hinab. Der weibliche zur Sanftmuth geschaffene Blik bekömmt etwas wildes, lüsternes, sinnliches, der Stimme fehlts am Athem, dem Ton an süsser Harmonie, den Gliedern an Kräften […] Was nicht oft für eitle eroberungssüchtige Grimassen, für unsittliche Bewegungen und Blikke, besonders bei dem häßlichen Schwäbischen Walzer, was für lächerliche Geberden und Drehungen, die der schönen, einfachen Natur Hohn sprechen, erblikt man nicht oft bei den Tanzenden?
Marianne Ehrmann (Schauspielerin und Schriftstellerin), Frauenzeitschrift Amaliens Erholungsstunden, 1790

Bergknappen treten auf und spielen einen Walzer, erst langsam und dann immer geschwinder. Der erste Jäger tanzt mit der Aufwärterin, die Marketenderin mit dem Rekruten; das Mädchen entspringt, der Jäger hinter ihr her und bekommt den Kapuziner zu fassen, der eben hereintritt
Kapuziner: Heisa! Juchheia! Dudeldumdei!
Das geht ja hoch her. Bin auch dabei!
Ist das eine Armee von Christen?
Sind wir Türken? sind wir Antibaptisten?
Treibt man so mit dem Sonntag Spott,
Als hätte der allmächtige Gott
Das Chiragra, könnte nicht drein schlagen?
Ist's jetzt Zeit zu Saufgelagen?
Zu Banketten und Feiertagen? Quid hic statis otiosi?
Was steht ihr und legt die Hände in Schoß? […]
Friedrich Schiller (Schriftsteller), Wallensteins Lager, 1798

So rennet nun alles in vollem Galopp
Und kürt sich im Saale sein Plätzchen;
Zum Drehen und Walzen und lustigen Hopp
Erkieset sich jeder ein Schätzchen.
Da pfeift es und geigt es und klinget und klirrt,
Da pfeift es und geigt es und und klirrt,
Da ringelt's und schleift es und rauschet und wirrt,
Da pispert's und knistert's und flüstert's und schwirrt.
Das Gräflein, es blicket hinüber,
Es dünkt ihn, als läg' er im Fieber. […]
Johann Wolfgang Goethe (Schriftsteller), Hochzeitslied, 1802

Oefter, besonders bey großen Zillerthalischen Bauernhochzeiten, bey denen oft über 300 geladene Gäste erscheinen (…), ist der Saal oder die Tanzbühne so voll gepropft, daß sich kein Paar von der Stelle bewegen kann. Es ist dann sehr komisch für den Zuseher, wenn er wegen des vielen Fußgestampfes, beständigen Schnalzens mit der Zunge oder den Fingern, und lauten Jauchzens nichts von der Tanzmusik hört, und bloß den ganzen Klumpen wie kämpfende Hahnen vor einander aufhüpfen sieht. Bey größerm Spielraume hingegen machen sie verschiedene, selbst künstliche Wendungen, Figuren und Sprünge.
Johann Strolz (Volkslied- und Mundartforscher), Schnodahaggen, Unterinnthalische Volksliedchen. Mit Anmerkungen, 1807

Welches Vergnügen schafft nicht dieser, wenn ein Paar sich mit einer Leichtigkeit durch den Saal drehet, als wenn sie einen Wirbelwind vorstellen wollten. Aber durch das übertriebene Springen können sich die Tanzenden sehr leicht die beschwerlichsten und höchst gefährlichsten Folgen zuziehen.
Andreas Schönwald (Tanzmeister), Grundregeln der Tanzkunst, 1812

Beim Walzen darf kein tanzendes Paar die Reihen überschreiten, auch darf die tanzende Colonne, besonders bei großer Anzahl, sich nicht auf einmal fortbewegen, sondern 2, 3, höchstens 4 Paare trennen sich von der stillstehenden Reihe, um sich auf der anderen Seite wieder anzuschließen, und abzuwarten, bis die Reihe wieder an sie gelangt.
Christian Länger (Tanzmeister), Terpsichore. Ein Taschenbuch der neuesten gesellschaftlichen Tänze, 1824

Einige Tänze, wie zum Beispiel der Walzer, bei welchem man sich fortwährend in Kreisen herumdreht, erzeugen auch Schwindel und andere Symptome, welche von Nervenaffektion ausgehen. Wird der Tanz nicht übertrieben und nicht zu lang ausgedehnt, ist die Gesundheit sonst nicht gestört.
Allgemeine deutsche Real-Enzyclopädie für die gebildeten Stände, Brockhaus, 1830

< back