Letzte Änderung: 21. 07. 1997, 15:48
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Durch das "anmaßende Bewußtsein" geschaffene Künstlichkeit als Kriterium zur Definition von Kunst hatte N. Hartmann vor Augen, als er das Kunst-Schöne vom Natur-Schönen unterschied.Th. W. Adorno kehrt Kunst vom Schönen zum Wahren; nicht natürlicher Wahrheit, sondern sozialer Wahrheit gilt sein Postulat.
Die Kontextvariation ist gleichsam die Entlehnung experimenteller Methodik, um die Auswirkungen dieser Variation auf den Gegenstand direkt erfahrbar und nicht bloß erschließbar zu machen.Die Verkehrung der Kontextvariation ist die Methodik von WBB: Der Kontext bleibt der Gleiche, der Gegenstand wird variiert, dies provoziert Erkenntnis über eine soziale, politische Situation.Kunst ist hier die Verkehrung der Kontextvariation zur Schaffung einer künstlichen Situation, um soziale Wahrheit zu erbringen. Die Arbeit überschreitet den Bereich der sozialen Skulptur, der ob der Begriffswahl eine Bindung an traditionelles Kunstdenken noch ahnen läßt.
WBB-Austria sind Künstlerinnen mit als Kunst definierten Gegenständen in einem Schlafwagen als Ausstellungsraum auf der planmäßigen Fahrt von Graz nach Petersburg - ein "falscher" Gegenstand am "richtigen" Ort, eine künstliche Situation!
Die Reise war physikalisch zugleich aber bloß virtuell in einem eigenen Sinn. Denn wer sich so weit beyond borders bis hin in eine künstliche soziale Situation begibt, existiert gleichsam nicht - kein Kriterium der nicht-künstlichen Situation ist auf ihn anwendbar, kein Gesetz auf sein Nicht-Vorhandensein als juridische Person.
Diese Reise ist Kunst als künstliche Situation. Sie unterschritt die Grenze zwischen Legalität und Illegalität; sie schuf jene Erkenntnis über soziale, politische Systeme, daß durch "anmaßendes Verhalten" Provoziertes nach "geltendem" Bewußtsein bloß virtuell ist.